Sport bei Diabetes mellitus: Was braucht der Zuckerkranke? - Holger Jungandreas - Mentaltraining
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Sport bei Diabetes mellitus: Was braucht der Zuckerkranke?

Wie viel Sport brauchen Sie bei Diabetes mellitus? Sport ist ein wichtiger Baustein in der Diabetes-Therapie. Welche Sportarten sind für den Zuckerkranken zu empfehlen? Welche sind zu meiden? Wie kann der Diabetiker die Intensität seines Sports so steuern, so dass er den optimalen Nutzen aus dem körperlichen Training ziehen kann?

Sport bei Diabetes mellitus: Was braucht der Zuckerkranke?

Auf die Frage warum er in seinem hohen Alter noch so fit sei, antwortete Winston Churchill bekanntlich mit „no sports“. Wobei der ehemalige britische Premierminister völlig Recht hatte. Denn im englischen bedeutet sports nicht anderes als Leistungssport, der gerade für ältere und Personen mit Vorerkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck sich ungünstig auswirken kann.

Was Churchill meinte, war „exercise“, was der Bedeutung von „Gymnastik“ oder „Gesundheitssport“ nahe kommt. Churchill hat sich also bewegt, maßvoll und regelmäßig.

Sport eine wichtige Säule im Therapiekonzept von Diabetes mellitus

Auch beim Krankheitsbild des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist die gesunde, regelmäßige Bewegung und der moderate Sport eine wichtige Säule im gesamten Therapiekonzept. Vor allem im präventiven (vorbeugenden) Bereich – nicht nur der Zuckerkrankheit, sondern auch allen anderen Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, wie Bluthochdruck, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen   – spielt das regelmäßige körperliche Training eine exorbitante Rolle.

 

Bewegungsmangelerkrankungen verursachen jährlich Kosten in Höhe von rund 30 Milliarden Euro. Und das, weil wir zu träge sind und uns zu fett und zu süß ernähren. Die Anzahl der zuckerkranken Patienten in Deutschland liegt im Bereich von ca. 8 Mio. Menschen. Nach Ende des 2. Weltkrieges, wo Hunger und harte körperliche Arbeit vorherrschten, existierte das Krankheitsbild Diabetes mellitus nicht.

 

Erst mit steigendem Wohlstand stieg die Zahl der Erkrankten kontinuierlich. Experten prophezeien in den nächsten 10 Jahren eine regelrechte Epidemie.

 

Mögliche Ursachen für die Entstehung des Diabetes sind hauptsächlich jahrzehntelange Ernährungsfehler in Verbindung mit Bewegungsmangel, aber auch Infekte, Fieber, Medikamente, Änderung der Lebensumstände und ein genetische Faktor. Ein wichtiger Baustein in der Therapie der Zuckerkrankheit, neben einer gesunden Ernährung, einer Insulin- oder Medikamentengabe und der Selbstkontrolle, ist ein auf die Krankheit abgestimmtes sportliches Training.

 

Die Belastungssteuerung macht’s!

Beim Sport ist die Steuerung und die Einschätzung der körperlichen Belastung bei einem bestehenden Diabetes mellitus das Entscheidende. Aerobe, dynamische Ausdauersportarten wie Wandern, Walking, Nordic Walking, Jogging Radfahren, Skilanglauf, Inlinen (nur bei guter Technik) und Schwimmen sind empfehlenswert.

 

Vorsicht ist geboten bei azyklischen, schwer steuerbaren sportlichen Belastungen, mit kurzen, heftigen Belastungsintervallen und Spitzenbelastungen, wie sie bei schnellkräftigen Sportarten, wie Sprints, Klimmzüge, Liegestütze oder Sportspielen wie Squash, Fußball und Handball, vorkommen.

 

Das Entscheidende für den Diabetiker ist die Belastungssteuerung. Sie müssen ihre Therapie mit dem Sport abstimmen. Kurzandauernde sportliche Aktivitäten bedeuten ein mehr an Kohlehydraten. Langandauernde sportliche Aktivitäten hingegen zeigen an, dass mehr Kohlenhydrate und weniger Insulin verabreicht werden müssen.

 

Für Diabetiker, die vor einem Einstieg in ein regelmäßiges sportliches Training stehen, ist die Absprache mit dem behandelnden Arzt (vor allem bei vorliegender koronarer Herzkrankheit, Folgeschäden an den Augen, diabetischen Nieren- und Nervenschäden und diabetischem Fuß) von großer Bedeutung. Der Arzt muss in jedem Fall informiert werden, um eine optimale Abstimmung auf die Therapie zu gewährleisten.

 

Faustregeln für den Sport bei Diabetes mellitus

Vor dem Sport muss eine Blutzuckermessung durchgeführt werden, wobei bei einem Blutzuckerwert von unter 100 mg/dl zusätzlich Traubenzucker verabreicht werden sollte. Liegt der Wert allerdings über 250 mg/dl kann kein Sport ohne zusätzliches Insulin betrieben werden. Bei den o. g. zyklischen aeroben Ausdauersportarten sind für den Diabetikersportler die folgenden Faustformeln relevant:

  • Die Trainingsherzfrequenz soll 180 – Lebensalter nicht überschreiten, wobei Patienten, die ein herzfrequenzsenkendes Medikament nehmen (z. B. Beta Blocker) noch ca. 20 Prozent hinzu rechnen müssen.
  • In einer Minute körperlicher Aktivität wird der Blutzucker um etwa 3 mg/dl gesenkt.
  • Zielblutzuckerwert vor der Hauptmahlzeit: 80 – 130 mg/dl.
  • Zielblutzuckerwert nach der Hauptmahlzeit: 150 bis 180 mg/dl.

Wenn der Diabetiker das körperliche Training als wesentlichen Bestandteil der Therapie bewusst wahrnimmt, gezielt und mit Plan einsetzt, ist eine Verbesserung der Lebensqualität sowie der persönlichen Prognose und eine wesentliche Kosteneinsparung im Gesamtsystem zu erwarten.

 

(Veröffentlicht auf: Experto)
(Foto: Pexels – Pixabay)

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Category
Sport & Gesundheit